Eine Fahrt ins Blaue

Einheit Laubenheim zurück an die Ahr

Fast auf den Tag genau vor einem Jahr nach der verheerenden Flutkatastrophe im Ahrtal, kehrte die Einheit Laubenheim an ihren damaligen Einsatzort zurück.

Im Juli 2021 rückten Feuerwehreinheiten des Landkreises Bad Kreuznach nach Bad Neuenahr Ahrweiler aus, um gemeinsam tatkräftige Unterstützung zu leisten und zu Helfen wo es geht. 

Doch nach der katastrophalen Flut war es nur erschwert Möglich die betroffenen Einsatzgebiete zu erreichen. 

Kerzen in der Nacht

Die Einheit Laubenheim war einer der ersten der Stunde unserer Verbandsgemeinde Langenlonsheim-Stromberg die in Bad Neuenahr Ahrweiler eingesetzt wurden.

Wir sammelten uns in der Nacht zum Sonntag den 18.07.21 gegen 0:30 Uhr mit 8 weiteren Einheiten aus unserem Landkreis im Dienstleistungszentrum Rüdesheim bei Bad Kreuznach und sind im Verband nach Bad Neuenahr Ahrweiler aufgebrochen dieses wir gegen 02:15 Uhr erreichten. 

Den Standort zu erreichen – an diesem wir als Ablöse bereits erwartet wurden – war schon die erste Herausforderung die es zu meistern galt. Denn die einzige Brücke die noch vorhanden war und nicht von der Flut weggerissen wurde konnte nicht befahren werden. Ich Erinnere mich als ich mit unserem Einsatzleiter und Verbandsführer aus den Fahrzeug stieg um nach dem Weg Ausschau zu halten, dass direkt neben mir ein Auto gute zwei Meter in den Ästen der Bäume verkeilt war. Ein paar Meter weiter standen Wohnwägen auf Leitplanken, umgestürzte Vordächer und die nicht passierbare Brücke an dieser in völliger Dunkelheit ein Helfer mit einem Bagger einen Durchgang am schaffen war.

Wir suchten einen anderen Weg
Mit unseren Einsatzfahrzeugen zwängten wir uns durch die vollgestellten mit Schlammüberdeckten, durchnässten und vom Wasser zerstörten Gegenständen – dem Hab und Gut der Anwohner – zu unserem Einsatzort. 

Es war dunkel! Kein Licht, keine Laterne nur unsere Scheinwerfer in einer fast Menschenleeren Kurstadt – Es war erdrückend und gespenstig zugleich.

Aus manchen Häusern sah ich in den oberen Stockwerken ein flackern hinter den Fenstern. „Feuer…?“ dachte ich zuerst, aber es waren Kerzen. Kerzen die die Bewohner anzündeten um wenigstens etwas Licht in der Nacht zu haben.

Feuerwehr – eine große Familie!

Inzwischen war es 03:00 Uhr und verspätet an unserem Einsatzort angekommen, lösten wir dort die Feuerwehrkameraden unseres Landkreises ab diese schon mehrere Stunden im Einsatz waren um Keller und Tiefgaragen trocken zu legen.

Wir übernahmen die große Schmutzwasserpumpe („DIA“-Pumpe) aus Kirn, diese in mitten einer Kreuzung aufgestellt den Abwasserkanal immer wieder leer pumpte, damit das Wasser aus den Tiefgaragen und Keller von den kleineren Pumpen überhaupt abfließen konnte.

In den Frühen Morgenstunden kurz vor Sonnenaufgang sind wir mit unserer Mannschaft dem Wechsellader aus Bad Kreuznach und eben der Pumpe aus Kirn – welche 20.000 Liter Schmutzwasser die Stunde absaugen kann! – in eine nahegelegene Klink umgezogen, um den kompletten Keller und einen dort befindlichen Schwimmbad trocken zu legen. Mit Einheiten aus Landau, Kirn blieben wir dort bis zur Ablöse am Nachmittag und sind sichtlich erschöpft aber alle wohlauf die Heimreise angetreten und gegen 17:00 Uhr wieder in unserem Gerätehaus eingetroffen.

Zu dieser Zeit waren manche von uns mehr als 33 Stunden auf den Beinen. Das zusammen Arbeiten mit anderen Einheiten aus anderen Landkreisen und Bundesländer klappte aber so hervorragend, dass wir uns gegenseitig unterstützten und diese lange Zeit gut überstehen konnten. Feuerwehr ist und bleibt eine Familie!

Was haben wir vorgefunden, als wir wieder zurückkehrten?

Am Samstag den 16.07.2022 sind wir mit ein paar Kameraden wieder nach Bad Neuenahr-Ahrweiler gefahren und konnten uns selbst ein Bild von der aktuellen Lage machen.

In der vergangenen Zeit waren viele Delegationen im Ahrtal. Für uns hatte dieser Besuch eine persönliche, physiologisch Wertvolle und entlastenden Hintergrund

Wenn man die persönlichen Gespräche der Anwohner, die Mitteilungen aus der Presse einmal auf die Seite legt und ganz nüchtern die Lage betrachtet waren wir alle überrascht das viele Strassen diese wir komplett zerstört damals vorgefunden hatten wieder völlig neu erschlossen wurden. 

Doch natürlich ist das nicht überall der Fall. Entlang des Ufers der Ahr sind es noch verheerend aus. Auch sind einige Gebäude schlichtweg Ruinen. Getan hat sich zwar schon etwas und für uns sah es an diesem Tag nach einem Lichtblick aus, aber für die vielen Betroffenen ist es noch lange nicht das Ende.

Im Verlauf des langen und andauerten Einsatzes im Ahrtal sind einige Kameraden mehrmals ausgerückt zum 24 Stunden Bereitschaftsdienst als Brandsicherheitswache in Schuld oder auch als Funktionsträger – Verbandsführer – zur Unterstützung im Führungsdienst.

Rückblickend bin ich sehr Stolz und Dankbar auf unsere Mannschaft diese ohne zu Zögern tatkräftig unser Mannschaftstransportfahrzeug umrüsteten um am Abend in den Einsatz zu fahren. Es war einfach ausgedrückt für uns Selbstverständlich und für jeden ganz klar!


Vielen Dank hier an die komplette Mannschaft der Einheit Laubenheim und auch die Kameraden:in anderer Ortsgemeinden und Landkreise die selbstverständlich und ohne zu zögern in den Hilfseinsatz gefahren sind. – #Respekt!“

Aber auch die Hilfsbereitschaft der unzähligen in Gummistiefeln und mit Schippe, Besen bewaffneten Freiwilligen aus ganz Deutschland sowie das pausenlose Engagement der mit schwerem Gerät wie Traktoren und Bagger anrückenden Helfern, war nach meiner Einschätzung nach ein Balsam für die Seele der Betroffenen, der vielen Helfer vor Ort und gleichermaßen ein wertschätzendes Bild in unserem Land, welches niemals vergessen gehen sollte! 

– Marc Lötzbeyer, Wehr- und Einheitsführer der Freiwilligen Feuerwehr Laubenheim /Nahe 

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